Wie lange gibt es eigentlich den Satz "Wir fahren in den Urlaub"? Spontan würde ich sagen: schon immer! Aber das ist natürlich Quatsch!
"In den Urlaub fahren" fing ja erst in den 70er Jahren so richtig an. Da konnten es sich dann auch Familien leisten mal eine oder sogar zwei Wochen wegzufahren.
Damals waren aber Reisen nach Österreich, Frankreich oder an die Nordsee noch richtige Fernreisen und hart an der Belastungsgrenze für Eltern, Kinder und Auto. Nach 42 km kam natürlich der Satz von der Rückbank "Wann sind wir endlich da?", nach 55 km waren alle Brote aufgegessen und alle 110 km war "Ich muss mal" an der Reihe.
Es gab noch keine Gameboys, portablen DVD-Player, Kinder-CDs und TipToi Bücher und so wurden alle Beteiligten auf eine anstrengende Geduldsprobe gestellt.
Aber dafür war die Nordseeinsel oder der Ort in Südtirol dann auch ein fast schon exotisches Ziel und die Unterschiede zum Zuhause enorm. Man war weit weg, unerreichbar - im wahrsten Sinne des Wortes - und ließ die heimischen Gewohnheiten und Probleme tatsächlich zurück.
Ohne Internet, Bewertungsportale, Dokumentationen hatte man auch kaum konkrete Vorstellungen wie das Hotel oder der Strand aussehen würden. Man konnte vorher nicht planen in welches Restaurant man abends gehen würde und nicht schauen wie die Öffnungszeiten des Schwimmbades sind.
Es gab dabei unangenehme Überraschungen, wenn das "ideale 3-Sterne Hotel" sich als ziemliche Bruchbude an der lauten Uferstraße entpuppte, aber auch positive Zwischenfälle, die nur möglich waren, weil man vorher nicht alles geplant hatte.
Besser oder schlechter als heute? Das ist wohl müßig zu diskutieren. Die Zeiten ändern sich und es ist heute einfach anders.
Aber vielleicht sollte man sich bei der Reiseplanung mal wieder auf die Empfehlung des Reisebüros verlassen, nicht alles vorher genau durchplanen, sich ohne genaue Vorstellung vom Reiseziel auf den Weg machen und dann versuchen ohne Handy und Internet den Urlaub zu genießen! Da ist schon die Ostsee gaaaanz weit weg vom Stress zuhause!